Es gibt sie in fast jeder Klasse: Kinder, die andere ärgern, piesacken oder provozieren. Mal wird jemand angestupst, mal ein Spruch losgelassen, mal ein Blick, der zündet. Für dich als Lehrkraft ist das nervenaufreibend – und für die Klassengemeinschaft belastend. Doch Ärgern ist oft kein „böses“ Verhalten, sondern der Versuch, Kontakt, Aufmerksamkeit oder Status zu bekommen. Mit klaren Routinen und einem Stop-Signal kannst du solche Situationen schnell und fair entschärfen.


1. Verstehen: Warum ärgert ein Kind?

Hinter Provokationen stecken oft Bedürfnisse:

  • Kontakt & Aufmerksamkeit: „Ich will gesehen werden.“

  • Status & Macht: „Ich will bestimmen.“

  • Unsicherheit: „Wenn ich andere klein mache, fühle ich mich stärker.“

  • Langeweile: „Ich brauche Action.“

Wer die Bedürfnisse erkennt, kann besser reagieren – ohne sofort in Machtkämpfe zu geraten.


2. Prävention: Ärgern vorbeugen

STOP-Regel trainieren: Im Klassenrat oder Rollenspiel üben: „STOP heißt STOP“. Kinder zeigen mit Handzeichen, sagen klar „Stopp, ich will das nicht“ und wenden sich ab.
Positive Statusrituale: Am Ende des Tages ein „Kompliment-Ritual“ – Kinder nennen ein positives Verhalten von Mitschüler:innen. So bekommt der Ärgerer Anerkennung durch Positives.
Verantwortung geben: Ärgerer-Kinder bekommen einen Job, der Status gibt, z. B. „Konflikt-Scout“ (achtet, ob jemand die STOP-Regel korrekt anwendet).


3. Im Moment reagieren – ohne Machtkampf

Dreischritt für Kinder:

  1. STOP-Handzeichen

  2. Ich-Botschaft: „Ich will das nicht.“

  3. Alternative: Tischwechsel / 2-Minuten-Pause

Für dich als Lehrkraft:

  • Ruhig bleiben, keine Bühne bieten.

  • Aufmerksamkeit umlenken: Statt den Ärgerer ins Zentrum zu stellen, sofort loben, wer STOP-Regeln richtig einsetzt.


4. Nachbereitung: Reflexion statt Strafe

Nach einem Vorfall reicht oft ein 2-Minuten-Mini-Gespräch:

  • „Was ist passiert?“

  • „Was brauchst du, damit das nicht wieder vorkommt?“

  • „Was ist dein nächster Schritt?“

So lernt das Kind Verantwortung, ohne dass es zum großen Drama wird.


5. Dein Lehrerflow-Freebie: STOP-Plakat & Mini-Mediationsbogen

Damit du gleich loslegen kannst, habe ich dir ein Freebie vorbereitet:

  • STOP-Plakat für die Klasse (Handzeichen + Regel „Stopp heißt Stopp“)

  • Rollenkarten für Ich-Botschaften (kleine Sprechblasen mit Satzstartern)

  • Mini-Mediationsbogen (3 Fragen, die Kinder mit wenigen Worten ausfüllen können)

Hier herunterladen


Fazit

Der Ärgerer will nicht zerstören – er will gesehen werden. Mit der STOP-Regel, klaren Ich-Botschaften und kleinen Reflexionsritualen lernen Kinder, Konflikte fair auszutragen. Und du sparst dir viele Nerven, weil Ärgern nicht mehr zum Dauerstörfaktor wird.

Über mich 

Mein Name ist Marion Keil. Ich bin Grundschullehrerin, Autorin und Stressmanagement-Trainerin. Meinen Blog „Klassenzauber“ habe ich 2018 geschlossen und nun starte ich neu mit dem Blog „Lehrerflow“. Hier werden altbewährte Materialien sowie neue Inspirationen und Ideen von mir geteilt. Schau gerne vorbei, vielleicht ist für dich etwas Passendes dabei. Es würde mich freuen, wenn ich dein Lehrerleben damit bereichern kann. 

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