Das laute Lesen ist ein wichtiger Baustein im Leseerwerb – es fördert die Leseflüssigkeit, das Textverständnis und die Artikulation. Doch wie gelingt es im trubeligen Schulalltag, wenn 20 Kinder lesen lernen und ich als Lehrkraft nicht jedem einzelnen regelmäßig zuhören kann? Ich habe eine einfache, aber wirkungsvolle Methode ausprobiert, bei der alle Kinder aktiv lesen, sich gegenseitig unterstützen und ich gleichzeitig gezielt beobachten und fördern kann.
So funktioniert meine Methode mit der „Lesehaltestelle“:
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Leise starten – Erstlesen in Einzelarbeit:
Jedes Kind liest zunächst den Text in Ruhe für sich. Ziel ist es, sich mit dem Inhalt vertraut zu machen, Stolperstellen zu entdecken und erste Sicherheit zu gewinnen. -
Lesehaltestelle im Sitzkreis:
Wer fertig ist, geht mit seinem Text zur Lesehaltestelle – einem vorbereiteten Platz im Sitzkreis – und wartet dort auf den nächsten Partner oder die nächste Partnerin. -
Partnerlesen mit Feedback:
Die Kinder lesen sich nun gegenseitig ihren Text vor. Danach geben sie ein kurzes Rückmeldegespräch – mit verabredeten Feedback-Regeln („Was war gut?“, „Wo kannst du noch besser betonen?“ etc.). Ich gebe dafür auch kleine Merkhilfen an die Hand. -
Individuelle Unterstützung:
Währenddessen kann ich frei zwischen den Paaren oder Kleingruppen umhergehen, zuhören, Notizen machen, gezielte Tipps geben oder mit einzelnen Kindern gezielt arbeiten. Besonders hilfreich: Auch unsichere Leser und Leserinnen bekommen auf diese Weise Gelegenheiten zum Vorlesen ohne Gruppendruck.
Was ich beobachtet habe:
Diese Methode schafft eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre. Die Kinder sind aktiv beteiligt, motiviert und stolz, sich gegenseitig helfen zu dürfen. Und ich kann den Lesefortschritt viel besser einschätzen, als wenn nur einige Kinder laut vorlesen. Vor allem profitieren auch schüchternere oder leistungsschwächere Kinder, die sonst selten „drankommen“.
Material zum Mitnehmen:
Ich habe für meine Klasse passende Schilder entworfen, die den Ablauf visualisieren und den Kindern Orientierung bieten:
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„Ich lese allein.“
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„Ich warte auf einen Lese-Partner.“
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„Wir lesen uns gegenseitig vor.“
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„Wir geben uns Tipps.“
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„Ich möchte der Lehrerin vorlesen.“
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„Ich hole mir Tipps von der Lehrerin.“
Diese visualisierten Haltestellen helfen besonders jüngeren Kindern oder Kindern mit Förderbedarf, sich selbstständig zurechtzufinden.
Hier kannst du das Schildermaterial herunterladen: Lesezeit Leseanfänger