Nachdem wir für unsere Schule Streitschlichter innerhalb einer AG ausgebildet haben, sind wir dazu übergegangen, in einer Unterrichtseinheit in Jahrgangsstufe 4 alle Schüler mit der Streitschlichtung vertraut zu machen:

Da es für mich das erste Mal in meiner Klasse 4 war, habe ich mich an diesem Buch orientiert, welches mir meine Kolleginnen dazu empfehlen konnten und die Schritte der Mediation sehr gut veranschaulicht.
Weil ich davon überzeugt bin, dass dies eine sehr hilfreiche und nützliche Sache in Bezug auf Gewaltprävention in der Grundschule ist, möchte ich davon hier berichten:


Nachdem wir den Unterschied zwischen Streitschlichtung und Gerichtsverhandlung wie im Buch gut dargestellt, geklärt hatten, wollten meine Schülerinnen und Schüler direkt mit Rollenspielen loslegen. Ein akuter Pausenstreit war Anlass, so dass ich die Schüler in Dreiergruppen loslegen und mit Streitschlichter und den beiden Streitenden eine Idee entwickeln ließ. Durch eigene Erfahrung mit Streit, die Streitklärung und das Mediationsangebot von uns Lehrerinnen an der Schule, lief dies schon ganz gut, doch die Grenzen wurden schnell sichtbar: Der Streitschlichter muss unparteiisch bleiben, darf die Lösung nicht vorgeben, keine „Strafen“ verhängen etc.
Anhand der ungeklärten Dinge aus den Rollenspielen konnte ich nun in jeder Stunde eine Stufe von Regeln erklären, Streit schildern, vom Streitschlichter wiederholen lassen, Gefühle darstellen etc. erläutern, bevor wir die Rollenspiele im Buch weiter als Übungen nutzten.
Die wichtigste Sache war für die Kinder denke ich, dass der Streit oft das Endresultat von einer Reihe von Gefühlen ist, die bereits im Vorfeld stattgefunden haben. Die sogenannte Spitze des Eisbergs verdeutlicht das im Buch „Grundschulkinder werden Streitschlichter“ vom Verlag an der Ruhr sehr gut… 
Die Kinder konnten so auch sehr gut verstehen, dass bspw. Maximilian Alexander nur deshalb beim Fußball geschubst hat, weil der gestern lieber mit Andreas spielen wollte… Anne hat Lisa nur blöde Kuh genannt, weil die sie vor zwei Tagen mit ihrer 1 in der Mathearbeit angegeben hat etc.
Gefühle wie Eifersucht, Ungerechtigkeit, Angeberei, mangelnde Aufmerksamkeit und Wertschätzung etc. wurden zum Thema.

Eine Idee wäre es, dass am Ende der Einheit in jeder 4. Klasse zwei Streitschlichter für die Schule ausgewählt werden. Diese Kinder sollten von der Lehrkraft ausgewählt werden, damit sie entsprechende im Rollenspiel beobachtete Kompetenzen mitbringen. 
Diese beiden könnten sich den anderen Kindern der Schule präsentieren und auf dem Schulhof  als Streitschlichter zur Verfügung stehen.
Aus der Erfahrung müssen die Schüler zunächst immer wieder auf die Streitschlichter aufmerksam gemacht werden, damit sie auch im Streitfall angenommen werden. Hat sich jedoch das neue System eingespielt, werden Mitschüler im Streitfall lieber angefragt. Die Streitschlichter müssen immer wieder in ihrer Arbeit bestärkt, unterstützt und begleitet werden und die Lehrkraft muss natürlich nach wie vor als Ansprechpartner und Hilfe bei unlösbaren Streitfällen zur Verfügung stehen.
Für die Klasse jedenfalls eine wichtige Phase, denn mittlerweile wird der Streit auch untereinander schon anders geregelt und alle Schüler und Schülerinnen haben viel für ihr eigenes Streitverhalten, den Umgang miteinander, die eigenen negativen zuweilen sehr starken Gefühle, die aufgearbeitet werden müssen und generell ihr Selbstwertgefühl gelernt.
Ich berichte hier heute so ausführlich, weil es vielleicht auch für andere Klassen, Schulen eine erfolgreiche Idee sein kann…


Viele streitfreie Momente, schöne Tage wünscht
Marion Keil

 

Hinweis: Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Werbung durch eine Buchempfehlung mit Verlinkung zum Verlag ohne Gegenleistung oder Kooperation.

 

Über mich 

Mein Name ist Marion Keil. Ich bin Grundschullehrerin, Autorin und Stressmanagement-Trainerin. Meinen Blog „Klassenzauber“ habe ich 2018 geschlossen und nun starte ich neu mit dem Blog „Lehrerflow“. Hier werden altbewährte Materialien sowie neue Inspirationen und Ideen von mir geteilt. Schau gerne vorbei, vielleicht ist für dich etwas Passendes dabei. Es würde mich freuen, wenn ich dein Lehrerleben damit bereichern kann. 

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